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  Wie man sich bettet...SFB 700

Aktion gegen Kriegsinterventionsforschung
im Rahmen des Europäischen Aktionstages
gegen militärische Infrastruktur und Militarismus


http://media.de.indymedia.org/images/2008/11/232467.jpgBild-Quelle "Björn Kietzmann"

„Wer sich einbettet muss Federn lassen“…

SFB 700: Söldnerintellektuelle stoppen

Gegen Kriegsforschung 12.11.2008 15:04 Themen: Bildung Militarismus
 

Heute fand eine antimilitaristische Entbettungsaktion am OSI, dem Politikwissenschaftlichen Institut der Freien Universität Berlin statt. Die Aktion richtete sich gegen den Sonderforschungsbereich (SFB) 700, dessen WissenschaftlerInnen sich einbetten in militärische Konzepte zivil-militärischer Zusammenarbeit für Interventionskriege.

Blutige Kissen, welche an die Büro-Türen der verantwortlicher ForscherInnen genagelt wurden, sowie eine Puppe mit dem Gesicht des „SFB 700“-Sprechers eingebettet in zerrupfte tarnfarbige Kissen. Symbolträchtiger Protest gegen die militärische Einbettung ziviler Forschungseinrichtungen. Die Protestaktion fand im Rahmen des Europäischen Aktionstages gegen militärische Infrastruktur und Militarismus statt.
„Wer sich einbettet muss Federn lassen“ stand auf einem Transparent, das im 1. Stock aus dem Fenster gehangen wurde. „Kriegsforschung stoppen“ stand auf einem anderen Transpi vor dem Eingang. Mit entsprechender Symbolik wurden blutige Kissen an die Türen der Büros verantwortlicher ForscherInnen des SFB 700 genagelt. Eine Papp-Figur mit dem Gesicht von Thomas Risse, Sprecher des SFB 700, fand zwischen tarnfarbigen Kissen eingebettet Platz im Eingangsbereich des OSI-Gebäudes – Federn lassend. Studierende und Beschäftigte wurden mit Flugis und Redebeiträgen informiert wie die ForscherInnen des SFB 700 Funktionen übernehmen für die neuen aggressiven Militärstrategien. Unter anderem wird Akzeptanzforschung durchgeführt für die neo-kolonialen und imperialistischen militärischen Interventionen in Afrika und Asien. Für die Afghanistan-Studie, mit der der SFB 700 sich in der Öffentlichkeit gerne präsentiert, gab es einen nicht-öffentlichen Auftrag des Verteidigungsministeriums. Die Zielsetzung war militärisch definiert: Akzeptanz und damit Sicherheit für die deutschen Soldaten, die am Hindukusch deutsche (Wirtschafts-)Interessen durchsetzen, herstellbar zu machen, indem Hilfegelder benutzt werden.

Redebeitrag der Entbettungsaktion...

Hintergrund Sonderforschungsbereich (SFB) 700...

Morgen Abend dazu Veranstaltung an der HU

 
Donnerstag | 13.11.08 | 18.30h
Universitätsgebäude am Hegelplatz
Dorotheenstraße 24 | Raum 1.201

Imperialismus in der Wissenschaft

Die Theorie der neuen Kriege als intellektuelle Brandstiftung?

Als "failed states" bezeichnete Staaten scheinen legitime Einsatzorte von militärischen Interventionen; sie werden zu "Polizeiaktionen" oder "humanitären Interventionen" umgedeutet. Die Frage der Regierbarkeit ("Governance") dieser Staaten wird Gegenstand internationaler Machtinteressen und es entstehen neue Formen imperialer Politik. Die Bedeutung wissenschaftlicher Theorie und Forschung zur strategischen Orientierung und Legitimation neuer Kriege nimmt zu. Die Veranstaltung beleuchtet den "transnationalen Imperialismus" und geht auf zwei Berliner  Standorte imperialer Theorieproduktion und Legitimationsbeschaffung ein.

Referenten:
Jürgen Wagner (Informationsstelle Militarisierung, Tübingen) spricht über die Bedeutung der wissenschaftlichen Arbeiten des Sonderforschungsbereichs 700 an der FU Berlin und der Theorie Herfried Münklers als "intellektuelle
Brandstiftung" für globale Kriege
Rainer Rilling (Mitarbeiter der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Bereich Politikanalyse) spricht über die Veränderung globaler Macht- und Herrschaftsverhältnisse und die Konstitution des "Empire" als neue imperiale Weltordnung

Eine gemeinsame Veranstaltung vom Referat für Internationalismus des ReferentInnenrates der Humboldt-Universität und der Hellen Panke
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     Redebeitrag 

 zur Entbettungsaktion

 


Gegen Kriegerintellektuelle 12.11.2008 - 22:41

Federn lassen - 3 von Björn KietzmannFedern lassen - 2 von Björn KietzmannFedern lassen von Björn Kietzmann
 
 
 
 
 

Governanceforschung – Regieren in Räumen begrenzter Staatlichkeit

 

das Motto des SFB 700.


Diese Räume will er erforschen. Oder besser: die sozialen Zusammenhänge, das soziale Gewebe, das soziale Geflecht, in so definierten Räumen, will er erforschen. Wie lässt sich das wuselig-dynamische Geflecht des Sozialen analysieren, verstehen, begreifen?



Und vor allem: Wie kann man eindringen in dieses soziale Geflecht, wie kann man es durchdringen, für sich gewinnen, transformieren, die sogenannten Entwicklungsblockierungen beseitigen, es seinen Machtinteressen unterwerfen?

Was im Taylorismus als Eigenwille der Individuen bekämpft wurde, wird auf der Ebene sozialer Zusammenhänge, wenn man so will, als Eigenwille einer bestimmten Gesellschaftlichkeit beforscht und durchleuchtet.

In einer bestimmten Sozialität, einem sozialen Zusammenhang, einem Geflecht sozialer Beziehungen drückt sich so etwas wie ein gesellschaftlicher Eigenwille aus. Ein Eigenwille, eine Sperrigkeit die sich Zwängen, Diktaten, Herrschaft, Verwertung potenziell widersetzt.
Von der Seite der Herrschaft wird das unter anderem als „nicht zivilisierter Bereich“ als „Terra incognita“ bezeichnet.



Herrschaft muss aber immer auf das Soziale zugreifen können, muss sich seiner bemächtigen können, um Herrschaft zu sein – zumindest bis zu einem bestimmten Grad.
Herrschaft, aber nicht um der Herrschaft willen, sondern zum Zwecke der Ausbeutung, Indienststellung, Verwertung.

Man könnte also die sogenannten Räume begrenzter Staatlichkeit auch als Räume eines begrenzten Zugriffs auf das Soziale nennen.




Wo findet der SFB 700 nun diese Räume, und was ist darüber hinaus das Besondere an ihnen?
Prinzipiell gibt es dabei keine örtliche Einschränkung, denn der SFB kümmert sich ausdrücklich um die „Reisefähigkeit“ des Governance-Konzeptes, wie Thomas Risse, der Leiter des SFB, es nennt.




Heutzutage lässt es sich ja überallhin recht leicht reisen. Ob in den Nahen und Mittleren Osten, den Hindukusch, den Kaukasus oder nach Afrika – natürlich nur, bzw. um so besser, wenn man nicht nur den Bleistift in der einen, sondern auch die Knarre in der anderen Hand hat. Wie D. Ephron und S. Spring das US-amerikanische Projekt des sozialwissenschaftlichen Zugriffs auf die Bevölkerungen so treffend in der Newsweek vom 12.4.08 umschrieben haben.
Aber die Reisefähigkeit der neuen Formen des Regierens, besser, des Beherrschens hat nicht nur Fernreisen im Blick, nein auch die, O-Ton Thomas Risse, „Berlin-Neukölln-Problematik“ soll mit bedacht werden - die Banlieue-Problematik nicht zu vergessen.

Etwas weiter weg, aber in den gleichen Zusammenhang gehörend, werden, wie wir von Mike Davis wissen, die Slum-Cities von den US-Militärstrategen seit Jahren offen als das „zentrale Schlachtfeld der Zukunft“ bezeichnet.

Gesellschaften die noch nicht oder nicht mehr erschlossen sind für die Diktate kapitalistischen Zugriffs und Verwertung, müssen, wie sie es nennen, „geöffnet“ werden. „Geöffnet“ werden sie mit Hilfe von Schocks – Schocktherapien, die häufig mit Krieg und immer mit außerordentlicher Gewalt einhergehen.

Allerdings, die Konzepte des Zugriffs, die Strategien der militärischen Durchdringung sind hochflexibel und passen sich nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum den jeweiligen Gegebenheiten an. Denn sie stoßen auf Blockierungen, Widerstände, Eigenwilligkeiten, Grenzen.
Das lässt sich am Verlauf des Irak- und Afghanistan-Krieges sehr gut nachvollziehen.
Die Strategie des Shock and Awe hatte ihren Zweck erfüllt, hatte Land, Bevölkerungen, Lebensgrundlagen zerbombt, vernichtet, zerstört. Und stieß dann an ihre Grenzen.
Denn Zerstörung ist, nach Joseph Schumpeter, auf den sie sich beziehen, nicht einfach Zerstörung, wenn auch unabdingbar Voraussetzung, sondern wird als schöpferische Zerstörung verstanden. Das tradierte soziale Geflecht muss zerstört werden, um sich des Sozialen bemächtigen zu können, um daraus „Humankapital“ zu machen. Schöpferisch kann Zerstörung also nur werden, wenn der Zugriff auf das Soziale gelingt. Neue gesellschaftliche Hierarchien, Verhaltensmuster, Umgangsformen, Denkweisen, patriarchale Formen usw. müssen etabliert werden.

„Mein Gefühl ist, dass das Militär im Augenblick einen enormen Wandel durchmacht, zu einem Zeitpunkt, wo sie feststellen, dass sie militärisch nicht weiterkommen“, sagt der UN-Offizielle in Südost-Afghanistan.

Für den Wandel der Strategie steht der Einsatz der „mercenery anthropologists“, der Söldner-Anthropologen, wie wir sie hier im SFB 700 vor uns haben.
Sie werden als ziviler Bestandteil über die neue zivilmilitärische Offensive ins Kriegsgeschehen integriert.
Nach den eingebetteten Journalisten haben wir es also nun mit eingebetteten Anthropologen, Ethnologen, Sozialwissenschaftlern zu tun.
Sie sorgen für die Verwissenschaftlichung des Krieges als sozialer Krieg.



Counterinsurgency, Aufstandsbekämpfung beruhte auf dem Handbuch eines alternden Generals, der neue soziale Krieg ist ein Wissenschaftsprogramm aus Governance, „eingebetteten“ Ethnologen und begleitenden Feldstudien.
Es handelt sich um eine neue Form der Politisierung des Militärischen – Governance satt Demokratie.
Krieg ist heute, ob im Irak oder Afghanistan „bewaffnete Sozialarbeit“ , „bevölkerungszentrierte“ Aufstandsbekämpfung.



Der SFB 700 erforscht, innovativ und in Anknüpfung an die Erfahrungen der Kolonialgesellschaften, die Mikrophysik der Macht, den Feingriff ins gesellschaftliche Gewebe, forscht am Tiefenzugriff in die soziale Struktur – an vorderster Front im weltweiten sozialen Krieg.



Darum:
Stoppen wir die Söldnerintellektuellen
- hier und überall.






Gedenktafel - Verantwortung der Wissenschaft:




 
 
 
 
 
 
 
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