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  Soldatischen "Mehrkämpfer" zur Guerilla-Abwehr

Soldatischen "Mehrkämpfer"  zur Guerilla-Abwehr:

Analyse
Quelle:www.abendblatt.de/daten/2008/12/20/994590.html

"Hybride Kriegsführung" ist die neue Bedrohung

Von Thomas Frankenfeld

Das "United States Army War College" (USAWC) ist eine der renommiertesten Bildungseinrichtungen der amerikanischen Streitkräfte, in mancher Hinsicht vergleichbar mit der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. Das College in Carlisle im US-Bundesstaat Pennsylvania befasst sich vor allem mit strategischen Studien.

Die jüngste, gerade herausgegebene Studie des USAWC ist brisant: Es ist eine Analyse des Libanon-Krieges 2006 zwischen der radikalislamischen Hisbollah-Miliz und der israelischen Armee. Die Autoren Stephen D. Biddle und Jeffrey A. Friedman kommen darin zu alarmierenden Ergebnissen - mit weitreichenden Konsequenzen sowohl für die amerikanischen als auch die israelischen Streitkräfte.

Die Hisbollah, so heißt es in der Studie, sei kampfstärker und effektiver gewesen als jede arabische Armee, mit der es Israel je in seiner Geschichte zu tun bekommen habe. Und völlig anders als alle Guerilla-Organisationen vor ihr, habe die Hamas gekämpft wie eine konventionelle Armee - einschließlich des Anlegens von Bunkersystemen und des Haltens von Gelände. Auch in puncto Disziplin und Koordination habe die Kriegsführung der Hamas regulären Armeen entsprochen. Pro Kopf gerechnet hätten die Hisbollah-Kämpfer der israelischen Armee mehr Schaden zugefügt als jede arabische Armee vor ihr.

Der Report mit dem Titel "Der Libanon-Feldzug 2006 und die Zukunft der Kriegsführung" warnt die eigenen Streitkräfte davor, sich zu sehr auf bloße Guerilla-Abwehr zu verlassen.

Der Libanon-Krieg des Jahres 2006, in dem die israelische Armee ihre Kriegsziele nicht erreichte und 121 Soldaten verlor, gelte inzwischen als Beweis dafür, dass "nicht staatliche Akteure (also die Hisbollah) dennoch einen konventionellen Krieg in der Art von Staaten führen können". Die Verlagerung des Schwerpunkts beim Training in der US-Armee in den vergangenen Jahren hin zur Guerilla-Bekämpfung könne nun ihre Fähigkeiten beeinträchtigen, in Zukunft gegen andere, komplexer handelnde Gegner zu kämpfen, meinen die beiden Autoren.

Die US-Planungsstäbe stünden nun vor der schwer lösbaren Aufgabe, die Streitkräfte gleichzeitig auf die konventionelle (Libanon) und die asymmetrische (Irak, Afghanistan) Kriegsführung perfekt vorzubereiten.

Experten verwenden in Bezug auf die Hisbollah die Bezeichnung "hybride Kriegsführung" oder "komplexe irreguläre Kriegsführung", da sich hier eine Guerilla-Organisation teilweise noch ihrer alten Techniken, vor allem aber konventioneller militärischer Taktik bediene und dabei modernste Waffensysteme und Elektronik eingesetzt habe. Diese "amorphe" Kriegsführung stelle für Amerikaner und Israelis gleichermaßen eine wachsende Gefahr dar, meint auch der US-Militärautor, Ex-Marineoffizier und Politologe Frank Hoffman in einer Analyse. Der Gegner der Zukunft verbinde verschlüsselte Führungssysteme mit Boden-Luft-Raketen und anderen Hightech-Waffensystemen, konventionelle Führung auf dem Schlachtfeld mit Mordanschlägen und Sprengfallen.

Ihnen gelte es, einen soldatischen "Mehrkämpfer" entgegegenzustellen, der solide militärische Ausbildung mit Fähigkeiten zur Guerilla-Abwehr verbinde.

Die Schwäche der Israelis im Libanon-Feldzug habe bedeutende Konsequenzen auch für die Amerikaner. Mit Besorgnis haben israelische und amerikanische Militärexperten zudem verfolgt, dass die Hisbollah von Offizieren der iranischen Quds-Brigade trainiert wurden, der Eliteeinheit der Revolutionsgarden. Gefangene sagten aus, jeweils bis zu 50 Hisbollah-Kämpfer würden im Imam-Ali-Zentrum bei Teheran und anderen Einrichtungen in Taktik und Waffenhandhabung ausgebildet.

erschienen am 20. Dezember 2008

 
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