Gründerin von medica mondiale erhält ALTERNATIVEN NOBELPREIS
Von Barbara Hans
Sie kämpft gegen sexuelle Gewalt in Krisenregionen - und für mehr Gleichberechtigung: Die Kölner Gynäkologin Monika Hauser erhält den Alternativen Nobelpreis 2008. Die Gründerin von medica mondiale sieht die Ehrung als Auftrag, weiter zu machen - trotz aller Widerstände.
Hamburg - Als Bundespräsident Roman Herzog ihr am 8. Oktober 1996 das Bundesverdienstkreuz um den Hals legen wollte, war sie nicht da. Monika Hauser protestierte durch ihre Abwesenheit gegen einen Beschluss der deutschen Innenminister, bosnische Flüchtlinge in ihre Heimat abzuschieben. Eine "menschenverachtende Politik", wie die Ärztin damals argumentierte. Nun, zwölf Jahre später, wird die 49-Jährige geehrt: mit dem Alternativen Nobelpreis...
weiterlesen:
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,581711,00.html
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medica mondiale e.V. (Hrsg.)
Texte und Materialien zu sexualisierter Kriegsgewalt gegen Frauen
40seitige Broschüre mit Texten zu sexualisierter Kriegsgewalt vom zweiten Weltkrieg bis heute.
Inhalt
- Vorwort
- Tagebuch Erika G.
- „Die kriegt was auf die Knochen – die ist an und für sich gut gebaut“– KZ-Bordelle
- Einmarsch der Franzosen in Südwestdeutschland
- Frau M.: Trauma und Heilung
- Koreanische Zwangsprostituierte – „Wir wissen, dass es die Wahrheit ist...“
- „Ich war bis zum Zehnten bei Bewusstsein“ – Der Foca-Prozess
- Zwangsprostitution im Kosovo: „Es waren vor allem deutsche Soldaten, sehr anständige.“
- Demokratische Republik Kongo: Das Komplott gegen die Frauen
- „Dort ist mir etwas passiert...“ Häusliche und sexuelle Gewalt gegen afghanische Frauen
- Weiterführende Literatur
- Was können SIE tun?
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Die Installation "Frauen(auf)Marsch" im August in Köln ©Stefanie Keienburg/medica mondiale
Die Kampagne on Tour
Die Installation „Frauen(auf)Marsch“ zur Kampagne „Im Einssatz für Frauen in Kriegs- und Krisengebieten“ macht in den nächsten Monaten in verschiedenen Städten Station, um Menschen zu mehr Einsatz für Frauen in Kriegs- und Krisengebieten zu bewegen.
Nächster Tourtermin:
Berlin, Platz des 18. März (hinter dem Brandenburger Tor) und Alexanderplatz
15. und 16.10.2008, jeweils von 10 bis 17 Uhr
Installation „Frauen(auf)Marsch“ zur Kampagne am 15.10. auf dem Platz des 18. März (Brandenburger Tor) und am 16.10. auf dem Alexanderplatz (Nähe Kaufhof); mehr Infos dazu über Mandy Bauer (Tel. 0221/93 18 98-34).
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Vergewaltigung als Kriegswaffe
Jul 13th, 2008 | By atsil | Category: Read the World!
Sexuelle Gewalt zerstört die gesamte Gemeinschaft, denn das Stigma bleibt bestehen.
Von Slavenka Drakulic (International Herald Tribune)
Die kroatische Autorin Slavenca Drakulic berichtet in ihrem Buch “They Would Never Hurt a Fly: War Criminals on Trial in The Hague” über den Prozeß gegen die drei serbischen Kriegsverbrecher - Dragoljub Kunarac, Radomir Kovac und Zoran Vukovic - Ende der neunziger Jahre vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. Den Vorsitz führte seinerzeit die sambianische Richterin Florence Mumba.
Auf Deutsch von Drakulic auch erhältlich: “Als gäbe es mich nicht”
Quelle:
http://www.fairplanet.net/2008/07/vergewaltigung-als-kriegswaffe/
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Bosnienkrieg
Vergewaltigung als Waffe - "Billiger als jede Munition"
Die Journalistin Maria von Welser reiste Anfang der 90er Jahre während des Bosnienkrieges in die Region und berichtete über Massenvergewaltigungen. Ein Gespräch über ihre Erlebnisse von damals und die Rolle des jetzt festgenommenen Serbenführers Radovan Karadzic....
... Wir haben im O-Ton die Beweise gehabt, dass die Vergewaltigungen eine wirksame Kriegswaffe sind. Man hat uns gesagt, das sei billiger als jede Munition, als Benzin für die Panzer, als Schrappnells und Raketen. Familien würden dauerhaft zerstört, weil die Vergewaltigung ganz bewusst vor den Ehepartnern und den Kindern erfolgte. Das ist eine Art der Grausamkeit, die ich mir nicht vorstellen konnte...
weiterlesen:
http://www.tagesspiegel.de/politik/international/Bosnienkrieg;art123,2577968
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ARD zeigt aufwühlende Dokumentation
11.07.2008, 11:40 Uhr Pit Klein
(dpa/pk) Vergewaltigung als Mittel der Kriegsführung - davon berichtet der Dokumentarfilm "Im Schatten des Bösen", den die Filmemacherin Susanne Babila im Kongo gedreht hat. Nach seiner Erstausstrahlung im November 2007 bei Arte hat er Politiker in Deutschland, der früheren Kolonialmacht Belgien sowie der EU und der UN mobilisiert.
Babila sprach vor dem Menschenrechtsausschuss des Deutschen Bundestages, der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Jean Ziegler, sagte ihr Unterstützung zu, eine Vorführung des Films im EU-Parlament ist geplant....
Quelle:
http://satundkabel.magnus.de/programm/artikel/dokumentarfilm-ueber-vergewaltigung-als-kriegswaffe-im-ersten.html
siehe:
http://www.im-schatten-des-boesen.de/
Wer den Film verpaßt hat, kann sich über den Mittschnitt-Service des SWR den Film unter der Nr. 44986 kostenpflichtig zuschicken lassen.
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"Anonyma – eine Frau in Berlin“
Der Film „Anonyma“ Anstoß zu einer ernsthaften Diskussion?
Ein großes Wagnis, eine Gratwanderung: Mit dem Spielfilm „Anonyma – eine Frau in Berlin“ wird erstmals das streng tabuisierte Thema der Kriegsvergewaltigungen mit einem Spielfilm in die Kinos gebracht. Nach dem Zweiten Weltkrieg und in all den Jahrzehnten danach wollte die Gesellschaft davon nichts hören, und so ist es bis heute geblieben. Hunderttausende betroffener Frauen haben meist geschwiegen über die brutalen Akte sexualisierter Gewalt – die Täter waren auf allen Seiten der Fronten –, und wenn sie darüber sprachen, wurden sie stigmatisiert, ausgegrenzt...
... Das Drehbuch beruht auf dem in den 50er Jahren zunächst in den USA, später auch in Deutschland veröffentlichte Tagebuch einer „Anonyma“; es sind die authentischen Aufzeichnungen einer Journalistin aus den letzten Kriegstagen in Berlin. Sie hatte sich nach mehreren Vergewaltigungen einen russischen Offizier ausgesucht, der sie – „Wolf unter Wölfen“ – vor weiteren Übergriffen der Sowjetsoldaten schützen sollte.
Und hier wird der Film streckenweise problematisch. Die „Freiwilligkeit“ dieser Entscheidung wird zu wenig hinterfragt. Sie war für „Anonyma“ in verzweifelter Lage Teil der Überlebensstrategie bei minimalem Handlungsspielraum. Im deutschen wie im internationalen Strafrecht gelten diese Gewaltakte gegen Frauen bei Ausnutzung einer Zwangslage eindeutig als Vergewaltigung und Menschenrechtsverletzung. Vergewaltigungen im Krieg haben nichts zu tun mit zwischenmenschlicher Wärme und freundlichen Gefühlen. Realität - das sind unzählige Frauen, die verletzt, verstümmelt, an Körper und Seele beschädigt, geschwängert oder unfruchtbar, ja oft verblutet zurückbleiben. Aber diese Seite der Kriegswirklichkeit wird hier weitgehend ausgeblendet....
Weiterlesen;
http://medicamondiale.de/home/single-artikel/?tx_ttnews[tt_news]=13&cHash=ba09c5d320
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Beatrix Beneder
Kein Friede für Frauen
.... Vergewaltigung als Kriegswaffe
... Der engagierte und aufrührende Vortrag von Azra Hromadzic zu den Kriegsvergewaltigungen in Bosnien, thematisierte die Instrumentalisierung von Frauen auf mehrfache Weise. Vergewaltigung tritt hier als Waffe innerhalb der Strategie ”ethnische Säuberung” hervor. So naheliegend der Schluss sei, dass diese Vergewaltigungen Frauen zum Ziel hatten, zeichnete sich letztendlich ab, dass dies nur eine weitere Instrumentalisierung von Frauen gewesen sei. Vergewaltigung als Kriegswaffe war und ist eine Strategie, wo eine Gruppe von Männern über Frauen mit der verfeindeten Männergruppe ”kommuniziert”. So wichtig es gewesen sei, so Hromadzic , die systematischen Vergewaltigungen bosnischer Frauen als Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verurteilen und als solche bei m Internationalen Gerichtshof in Den Haag anzuklagen, sei diese Sichtweise dennoch verkürzt.
Hromadzic , die in ihrem Vortrag diskursanalytisch vorgeht um die Gender-Blindheit in der Mehrzahl der wissenschaftlichen Publikationen zu dieser Problematik offen zu legen, stellte die Grundannahme des akademischen Diskurses, nämlich die Funktionalisierung der Massenvergewaltigungen ausschließlich zum Zweck der ”ethnischen Säuberung ” in Frage. Denn es reiche nicht aus im Namen des Kollektivs ”vergewaltigter, bosnischer Frauen” zu sprechen. Man müsse ebenso den individuellen Widerstand in den Sexlagern von Frauen , jenen von Männern , die bosnischen Gegenvergewaltigung, sowie die gleichzeitige Zunahme von Vergewaltigungen in Serbien miteinbeziehen, um die Konsequenzen von Vergewaltigung als Kriegswaffe nur annähernd begreifen zu können. Allein in Sexlagern, so die Einschätzung, wurden zwischen 30.000 und 50.000 Frauen gefangengehalten; hinzu kommen noch die Sexsklavinnen für ranghohe, serbische Offiziere und die öffentlich inszenierten Vergewaltigungen in ländlichen Gebieten zur Vertreibung der Ansässigen .
Vergewaltigung sei nämlich das kostengünstigste Kriegsmittel, bei dem die Frage nach einer Entwaffnung in diesem Kontext zwangsläufig ins Leere liefen. Gegen die Kollektivierung des Opferstatus ebenso wie gegen die zeitliche Begrenzung der Traumatisierung vergewaltigter Frauen verwehrt sich aber Hromadzic, weil es diesen spezifischen Opferstatus weiter fortschreibe. Indem diesen vergewaltigten Frauen generell das Label ”Post Traumatisches Stress Syndrom” übergestülpt würden, wären andere kriegsbedingte Traumatisierungsfaktoren , wie Exil oder Gefangenschaft von Familienangehörigen ausgeschlossen. Und daher frage nach Jahren des Kriegsendes niemand mehr nach den weitreichenden Folgen für die vergewaltigte Frauen. Es stünden allein die Auswirkungen dieser Erlebnisse für die Familie und Dorfgemeinschaft im Vordergrund. Und für die Frauen selbst sei es mittlerweile sehr schwierig , Forschungsgelder zu lukrieren.
Quelle:
http://sic.feminismus.at/johcgi/sic/TCgi.cgi?target=HOME&Param_Archiv&Param_Issue=8&Param_Artikel=115
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Vergewaltigung als Kriegswaffe in Darfur
19. Juli 2004 - Neuer amnesty-Bericht listet Hunderte Fälle von sexueller Gewalt in sudanesischer Krisenregion auf / Regierungsnahe Janjawid-Milizen vergewaltigen systematisch Frauen und Mädchen / ai: Internationale Gemeinschaft muss Vergewaltigung als Kriegsverbrechen endlich ernst nehmen!
Berlin, 19.07.2004 -
„Sechs Tage lang, Nacht für Nacht, haben uns fünf bis sechs Männern stundenlang vergewaltigt. Eine nach der anderen. Mein Mann konnte mir das nicht verzeihen. Er hat mich verstoßen." (Junge Frau aus Darfur). Hunderte solcher Schicksale haben Mitarbeiter von amnesty international (ai) in den Flüchtlingslagern an der sudanesischen Grenze dokumentiert.
„Die Janjawid-Milizen vergewaltigen und missbrauchen die Frauen und Mädchen vor den Augen ihrer Familien und der Dorfgemeinschaft. Sie verschleppen ihre Opfer und beuten sie in sexueller Sklaverei aus“, berichtet die ai-Delegierte Annette Weber nach ihrer Mission in den Sudan.
„Die Vergewaltigungen haben System. Nicht nur die Frauen als Individuen werden gequält und gedemütigt. Im Grunde wird eine ganze Volksgruppe erniedrigt. Das ist das eigentliche Ziel der Janjawid.“ Die betroffenen Frauen erleiden nicht nur körperliche und seelische Schäden. Vergewaltigungsopfer werden außerdem oft von ihren Angehörigen verstoßen und aus der Dorfgemeinschaft ausgegrenzt.
Nach Ansicht von ai sind die systematischen Massenvergewaltigungen ein Kriegsverbrechen. „Doch die internationale Gemeinschaft tut viel zu wenig, um diesen Wahnsinn zu stoppen“, so Sudan-Expertin Weber. „Die zentrale Forderung von ai lautet daher: Vergewaltigung als Kriegswaffe muss verurteilt, verfolgt und bestraft werden.“ Grundsätzlich appelliert amnesty international an den UN-Sicherheitsrat, ein Waffenembargo gegen den Sudan zu verhängen. Darüber hinaus ist es dringend nötig, eine internationale Untersuchungskommission in den Sudan zu entsenden und die Verantwortlichen für die Angriffe auf die Bevölkerung in Darfur zur Verantwortung zu ziehen.
Der vollständige Bericht „Sudan, Darfur: Rape as a weapon of war, Sexual violence and its consequences“ kann heruntergeladen werden unter :
http://web.amnesty.org/library/Index/ENGAFR540762004
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Vergewaltigung ist Alltag in Krisengebieten – UN-Aktionsplan will diese Logik durchbrechen / 14 national action plans
Von Petra Tabeling *
Sexuelle Gewalt in Kriegs- und Krisengebieten nimmt weltweit zu. Die Auswirkungen auf die Leben betroffener Frauen sind massiv. Die Vereinten Nationen rufen daher zu einer globalen Kampagne auf.
Hinter den Statistiken verbergen sich kaum erträgliche Schicksale: Während des Bürgerkrieges in Ruanda vor zwölf Jahren wurde fast jede dritte Frau vergewaltigt, in Liberia gab die Hälfte der befragten Frauen in Flüchtlingslagern an, dort sexuelle Gewalt erlebt zu haben. In Bosnien- Herzegowina waren bereits vor zehn Jahren 40.000 Vergewaltigungen dokumentiert. Die Liste der Grausamkeiten ist lang und mit vielen Namen beschriftet: Uganda, Demokratische Republik Kongo, Kolumbien, Tschetschenien stehen genauso darauf wie der Balkan und arabische Länder. Genaue Statistiken fehlen, doch die Zahlen zeigen, wie häufig Vergewaltigung als perfides Kriegsinstrument eingesetzt wird.
Folgen mit Langzeitwirkung
Die Peiniger gehen bestialisch vor, wie Fälle in Ruanda, Kongo oder Sudan zeigen. Die Frauen werden brutal verstümmelt, misshandelt, Geschlechtsteile werden abgetrennt. Wer das überlebt, ist körperlich und psychisch gezeichnet. Dazu kommen massive Langzeitfolgen. Die Betroffenen leiden unter gesundheitlichen Folgen und werden von ihren Peinigern schwanger – unzählige Kinder stammen aus Vergewaltigungen. Zudem erkranken viele der vergewaltigten Frauen tödlich: Die HIVRate stieg in einigen Ländern explosionsartig an, vor allem in den zentralafrikanischen Ländern. In Ruanda etwa wurden 1994 fast eine Million Tutsis von Hutu-Milizen und Helfershelfern ermordet.
»Zwei Drittel der Frauen erkrankten an HIV, ein Drittel liegt heute im Sterben«, kommentiert Thoraya Obeid, Direktorin des Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA), »und das ist nur ein Land. Jetzt multiplizieren Sie das um ein Vielfaches.«
Hinzu kommt die gesellschaftliche Ächtung der Opfer: Aus Schande und Scham werden die Frauen von der Familie oder den Ehemännern verstoßen. Das wiederum entlässt sie in die Armut, viele müssen als Prostituierte arbeiten – eine endlose Spirale der Demütigungen.
Gewalt gegen Frauen ist seit der Antike ein Mittel der kriegsführenden Parteien, ihre Machtansprüche durchzusetzen.
Nach Angaben von Amnesty International waren 69 Länder zwischen 1989 und 1997 an über einhundert bewaffneten Konflikten beteiligt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Gewalt in Zukunft noch weiter zunehmen wird, weil auch globale Konflikte wachsen, so die Vereinten Nationen. »Jeder auf dieser Welt weiß, dass sexuelle Gewalt in solchen Situationen falsch ist, doch bislang tut man kaum etwas dagegen«, kritisierte Obeid kürzlich in Brüssel auf dem ersten internationalen Symposium gegen sexuelle Gewalt in Krisen- und Kriegsgebieten.
Aktionsplan gegen sexuelle Gewalt
Über 200 Delegierte aus 14 Ländern, darunter humanitäre Fachkräfte, Anwälte, Regierungsvertreter, Mediziner und Polizeivertreter vor allem aus Zentralafrika sowie aus Kolumbien, Indonesien, Sri Lanka, Bosnien und den palästinensischen Autonomiegebieten trafen sich, um einen nationalen Aktionsplan ins Leben zu rufen. »Die Gewalt gegen Frauen ist ein Problem, das die Welt angeht und daher muss es auch so behandelt werden«, forderte Obeid.
Dazu gehört auch die wachsende Problematik sexueller Gewalt in Flüchtlingslagern. Nach Angaben des Flüchtlingskommissariates der Vereinten Nationen (UNHCR) mussten im Jahr 2004 über 34 Millionen Menschen weltweit vor Kriegen flüchten. In Uganda etwa flohen über 1,6 Millionen vor dem seit zwanzig Jahren andauernden Bürgerkrieg zwischen Regierungstruppen und Rebellen.
Besonders Frauen und junge Mädchen sind in Flüchtlingslagern ungeschützt. Übergriffe gehören zum Alltag. Sie werden beim Feuerholzholen angegriffen, vergewaltigt. Die Zahl der entführten Kinder wird auf über 30 000 geschätzt – junge Mädchen werden als Sexsklaven gehalten, wie Judithe Mirembe, vom »Christian Childrens Fund« in Kampala, einem der Partnerprojekte des UNFPA, berichtet: »Eine ganze Schule wurde gekidnappt, und eine der 14-jährigen Schülerinnen kam als Mutter von drei Kindern wieder zurück. Sie wurde immer wieder von Soldaten vergewaltigt. Aus Angst vor den Entführungen schlafen viele Kinder deshalb nicht in den Unterkünften, sondern im Freien. Das macht sie erneut zu leichten Opfern sexueller Gewalt.« Sind Justiz- und Polizeiapparat zusammengebrochen, bleiben die Täter straffrei. Auch dann, wenn die Überlebenden Scham und Schweigen überwinden.
Bewusstsein schaffen und strategische Allianzen schließen zwischen Regierungen, Justiz, Gesundheitsversorgung, Polizei und Medien ist daher das Hauptanliegen des Brüsseler Aktionsplanes. Als eines der ersten Länder hat Liberia bereits Maßnahmen ergriffen. Der Bürgerkrieg hat das Land in große Armut geführt, diese nährt wiederum die Frustration und Verzweiflung und die häusliche Gewalt, die nach Angaben der Welthungerhilfe rapide angestiegen ist.
Die erste gewählte weibliche Staatspräsidentin Liberias, Ellen Johnson-Sirleaf, sagte dem Kampf gegen Armut und sexuelle Gewalt bereits in ihrer Antrittsrede Anfang dieses Jahres den Kampf an und legte einen konkreten Aktionsplan vor. Darin geht es um zusätzliche Hilfsangebote für Opfer, Gesetzesänderungen, spezielle Fortbildungen für Justiz und die Polizei. Auch Kongo arbeitet an einem solchen Aktionsplan. In der westsudanesischen Provinz Darfur wird derzeit mit internationalen Friedenstruppen verhandelt, die einen Begleitschutz für Frauen in den Flüchtlingscamps stellen sollen. Dies sind erste Schritte, doch es bleibt noch viel zu tun, damit der Brüsseler Aktionsplan kein Papiertiger bleibt.
* Aus: Neues Deutschland, 4. Juli 2006
siehe:
http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/neuekriege/sexuelle-gewalt.html
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Kampagnen
ai-Kampagne Hinsehen & Handeln - Gewalt gegen Frauen verhindern
amnesty international arbeitet im Rahmen der Kampagne außerdem zu folgenden Themen:
1. Gewalt gegen Frauen in bewaffneten Konflikten
2. Familiäre Gewalt
3. Menschenrechtsverteidigerinnen
siehe:
http://aidrupal.aspdienste.de/umleitung/2004/deu07/011?lang=de%26mimetype%3dtext%2fhtml
"Lives blown apart" -
Gewalt gegen Frauen in bewaffneten Konflikten
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