Der NATO-Gipfel ist vorüber, der G20-Gipfel auch und ein paar friedliche Globalisierungsgegner gaben eine Kostprobe dessen, was sie unter einer ''anderen Welt'', die ''möglich'' ist, verstehen. Sie zogen plündernd umher, legten Feuer und versuchten so gut es ging, alles um sich herum zu zerstören. Es ist ein wenig irritierend, wenn man über ein Militärbündnis sagen muss, dass es zivilisierter auftritt als seine kriegsgegnerischen Kritiker.
Besonders interessant auf solchen Demonstrationen von Attac und Co. sind die Clowns (hier in Heiligendamm07) .
Foto: dpa
Auf dem G-8-Gipfel feiert das Clown-Kostüm eine Renaissance im Zeichen der Protestkultur...
Die rennen da herum, stauben die Polizisten ab und überschütten sie mit Flüssigkeiten. Das soll nicht nur die Stimmung heben, sondern hat sogar eine ziemlich mutige Botschaft. Es geht nämlich um das Lächerlichmachen militärischen Auftretens. Nun ist es nicht gerade schwer, Leute zum Lachen zu bringen, wenn andere Leute sich stocksteif in Uniform bewegen und seltsame Übungen am Gewehr verrichten. Der Mehrwert ist also gering, außer dass man mit Sicherheit davon ausgeh immer demonstrieren. Was aber an den mutigen Clowns ein wenig enttäuschend ist, ist ihre Feigheit.
Sie gefallen sie sich darin, angebliche Grenzen zu überschreiten und Autoritäten herauszufordern. Dabei dürfte ehen kann, dass sich unter der Schminke ein aggressiv-humorfreier Andersweltler versteckt. Aber egal, jeder darf sich gerne verkleiden und für was aucs heute wesentlich gefährlicher sein, einer Oma die Handtasche zu klauen, als während einer Demonstration vor einem Polizisten herumzuhampeln. Seltsamerweise kommen diese mutigen Kämpfer für was auch immer (wissen sie selber nicht genau) auch nur zu ganz bestimmten Veranstaltungen. Sie demonstrieren gegen George Bush, sie demonstrieren gegen die NATO, gegen Castor-Transporte, Flughafenerweiterungen und Sicherheitskonferenzen. Sie demonstrieren in den USA und der EU, in Israel und vielleicht auch in Australien. Also in den sicheren Häfen der Meinungsfreiheit. In Ländern, die sich auf wenig so viel einbilden, wie auf ihre Toleranz und Offenheit. Ist das mutig?
Warum sieht man die Clownsarmee nicht in China, Ägypten, Saudi-Arabien oder Nord-Korea Blumen in Gewehre stecken und Polizisten mit Wasserpistolen beschießen? Es wäre in der Tat eine mutige Aktion gewesen, den Start der Kim Il-sung- Gedächtnisrakete durch den Einsatz von Konfetti zu verhindern. Aber das hätte unter Umständen richtig weh tun können und die Zeitungen hätten auch keine schönen Fotos von einem gemacht. Nein, nein, da lässt man die Diktatoren lieber in Ruhe und beschäftigt sich mit den Staaten, in denen kunterbunte Kostüme nicht nur erlaubt sind, sondern sogar zum politischen Protest verklärt werden.
Es gibt weltweit sehr viele No-go-Areas für die Clownsarmee. Eigentlich merkwürdig, dass die politischen Clowns sich nicht gegen die Staaten wenden, die ihnen das Demonstrieren verbieten, sondern gegen die, die ihnen dieses Recht garantieren. Mit dem Weltbild eines autoritären Führers können sie offenbar mehr anfangen als mit einer offenen Gesellschaft.
Die Clownsarmee ist wie ein verklemmter Teenager-Rebell, der sich nichts verbieten lassen will, aber stumm bleibt, wenn der Lehrer ihn ungerecht benotet oder die Kassiererin ihm zu wenig Wechselgeld heraus gibt. Nur zu Hause, geschützt vor der feindlichen Umwelt, traut er sich, der Mutter nicht beim Abwasch zu helfen. „Kein Bock!“, sagt er dann trotzig und wird dabei bestimmt eine rote Nase aufhaben und Schminke im Gesicht.
debatte.welt.de/weblogs/4881/boess+in+berlin/122048/politischer+protest+fuer+feiglinge+heute+clownsarmee
8 Kommentare
Die Wahrheit
07.04.2009 - 10.14 Uhr
Hier mal paar Antworten von Kämpfern der Clowns-Armee vom G8-Gipfel in Heiligendamm 2007, auf die Frage des Sinn`s der Clowns-Armee:
"Warum wir hier sind? Wir kommen von einem fernen Planeten, da sind alle gut drauf. Wir wurden hergeschickt, damit ihr hier auch gute Laune kriegt."
"Was wir hier machen? Wir haben Spaß, wer sagt denn, dass der Protest ernst ist. Ist das jetzt Spaß oder Ernst, ich weiß es nicht."
"Clownsarmee? Naja, es geht drum, zu eskalieren, quatsch, zu deeskalieren. Also ich mein, wir wollen, dass die Bullen sich nicht so aufregen."
Nun der Beruf oder die Berufung zum Clown ist doch längst zu einem affigen Spektaculum verkomen, angefangen von MC Donalds bis hin zu der Clowns-Armee. Die Zeiten, in den Clowns gesell-schaftskritische Zeitgeister mit wahrem Mut waren sind längst vorbei, so gilt dies insbesondere für diese mit Alkohol und Drogen zugedröhnten Clowns. Einst war die Lächerlichkeit und Humoristik der Clowns eine Tarnung um unterschwellig oder aber auch direkt Gesellschafts- und Herrschaftskritik zu üben und das wenn es sein musste auch in der Höhle des Löwen! Und heute? Wie Gideon Böss richtig bemerkt, ist es "Eigentlich merkwürdig, dass die politischen Clowns sich nicht gegen die Staaten wenden, die ihnen das Demonstrieren verbieten, sondern gegen die, die ihnen dieses Recht garantieren."
Nun ist es aber ein Wunder, wenn Politik und politische Auseinandersetzung im Niveau die Nullmarke gerissen haben und satt im Minus dümpeln, dass auch die weltweite Demonstrationskultur leidet und zusehends verfällt. Ball wird man keinen Unterschied mehr erkennen zwischen z.B. Loveparade und Clownsarmee - mit Drogen zugedröhnt, bunte Kostüme, die Pulle in der Hand und einfach hinter einer Maske mal den Clown raushängen lassen.
Nun so ist die Welt, ob es uns gefällt!
l
07.04.2009 - 02.37 Uhr
Clowns sind nicht lustig und von Politik haben sie keine Ahnung. Das passt. Eine Clownarmee ist außerdem der unsympathische Versuch, eine unschuldige Kinderattraktion ("Der Clown ist da") für ideologische Zwecke zu missbrauchen. Gut gemacht, Clownsarmee.