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  Join the Rebel Clown Army!

Join the Rebel Clown Army!

Von General Shanti Avanti

(Fürth/Nürnberg) Ob beim G8 in Heiligendamm oder der Sicherheitskonferenz in München, die „Clandestine insurgent rebel clown army“ (Circa) ist immer mit dabei. Wie aber wird man zu einem Rebel Clown? Eine dreitägige Grundausbildung im Gewerkschaftshaus Fürth schmiedete zukünftige Rekruten.

Ein Erfahrungsbericht.

Zehn Menschen haben sich rekrutieren lassen. Frauen wie Männer. Alle mit nur einem Ziel: Ein Rebel Clown werden. Ob sie den anarchischen Anforderungen gerecht werden, wird sich nach dem ersten Kampfeinsatz zeigen.

Die Stimmung ist entspannt neugierig. Ein gemeinsames Frühstück stärkt die Teilnehmer für den Tag. Denn den inneren Clown zu finden, ist anstrengend. Die zukünftigen Clowns tanzen, springen, weinen, kriechen und lachen; vor allem. Sie mutieren im Spiel evolution von Amöben zu Drachen um bestenfalls als aufgedunsene, sprachlose Kartoffeln zu enden. Eine absurde Diskussion wieviel weniger Chromosomen die Kartoffel als ein Mensch hat, schließt mit dem Fazit, dass ein Regenwurm immerhin keine Atombombe bauen könne. Die destruktiven Kräfte kontinuierlicher Ablehnung  verdeutlicht ein weiteres Spiel. In dem als nächster Schritt in Zweiergruppen dazu übergegangen wird, dem Rekruten Gegenüber Angebote zu machen, die uneingeschränkt mit einem freudigen „Ja“ beantwortet werden müssen. Nach einer Weile soll ein zögerliches „Aber“ folgen. Noch nie habe ich auf die Frage: „Soll ich dich ins Klo einsperren?“, ein so erfreutes „Ja“ erhalten.

Aber schon in Rebel-Clownkunde erfahren wir von Admiral Amphit Ami, dass Clowns nicht fies sind. Hilfsbereit sollen sie sein, Grenzen weder im Kopf noch in der vermeintlichen Realität akzeptieren. Die werden umspielt und in Energie umgesetzt. Mitunter deshalb ist ein Clown immer frei. „Das, was du willst, sollst du schenken“, fügt Major Nature Lightstar hinzu. Ermöglicht wird dies unter anderem dadurch, dass wir in den Zustand gehen, den wir uns für andere auch wünschen, wie eben Freiheit.

Das Circa-Motto „Run away from circus“ meint, dass Hierarchien wie im Zirkus, wo der Direktor den weißen Clown, mit weißem Gesicht Befehle erteilt, der wiederum den roten Clown triezt, gänzlich abgelehnt werden. Kommt die Circa doch auch aus der antimilitaristischen Bewegung.
 
Der Höhepunkt des Tages ist eine Traumreise durch saftige Wiesen, und zu Flüssen voll lila Himbeersirup. Die zukünftigen Clowns setzen beim vermeintlichen Erwachen erstmals ihre roten Nasen auf; erkunden die neu erschaffene Welt, mit achtsamen Sinnen. Ich entdecke die Gemeinsamkeit von Besenborsten, den Dreads einer Clownine und meinen Barthaaren. Schüchterne, zärtliche Blicke machen uns zu einem Paar, der Besen wird zum Zepter für das Zeichen unserer Macht. Welcher Macht auch immer. Das Erwachen nach dem Ablegen der Nasen hat einen Hauch von Pubertät: Das Vertraute, Kindliche ist gegangen, eine fremde, kalte Welt stürzt auf mich ein. Und doch ist ein süßer Nachgeschmack geblieben, der sich an diesem Abend aber erst wieder einstellt, als die Nase anschwillt, sich wieder rötet und alte Konstrukte und Deutungsmuster an Gehalt verlieren. Beim gemeinsamen Abendessen klingt der erschöpfte Tag aus. Videos von Aktionen der englischen Circa folgen, die gemachten Erfahrungen sind noch bis spätabends Thema.

Das Manöver am nächsten Tag beginnt früh und im Sonnenschein, ganz so wie es sich für die Rebel clown army gehört: um zehn Uhr.
Die Circa agiert clandestine, also geheim, unter anderem, in dem die Mitglieder ihre bürgerliche Namen verbergen. Ich heiße ab heute Shanti Avanti. Ab Morgen verpasse ich mir sogar noch den Titel General, nachdem die Widerwehr vor militärischen Titeln in clowneskem Nihilismus aufgegangen ist, was einen weiteren Clownsschritt in Richtung Unkontrollierbarkeit darstellt. Die eigene Persönlichkeit tritt damit zurück, Emotionen dafür nach vorne. Darum lerne ich auch ohne Widerstreben stramm zu marschieren. Begleitet von den rhythmischen Worten: „Links, links, hinterm Hauptmann stinkts!“ 

Nicht nur am letzten Tag der Grundausbildung geben wir uns keinesfalls mit einem Stück vom Kuchen zufrieden, wir wollen die ganze Bäckerei! Wir sind insurgent, Aufständische, unzufrieden mit uns und der Welt und immer dabei uns weiterzuentwickeln. Darum marschieren wir zur mittlerweile fast verwaisten Hartz IV Montagsdemo, die in der Nürnberger Fußgängerzone ihr kärgliches Dasein fristet. Dort reißen sich Kinder von ihren Müttern los, um mit uns zu spielen, wie wir von unseren verstaubten Denkmustern. Der Wagen der Müllabfuhr wird geputzt, ein einsamer Polizist vor den Arbeitslosen beschützt, damit die ihm nicht seine Arbeit nehmen. Er quittierts mit einem Grinsen und erzählt der Einsatzzentrale, wie toll er es findet, worauf noch mehr Kollegen kommen. Die begleiten uns nach dem Ende der Kundgebung durch die Fußgängerzone. Wir aber wollen nicht mehr mit ihnen spielen, schütteln sie ab. Mehrere Streifenwagen suchen uns und wir haben damit wieder Arbeitsplätze geschaffen. Circa sei Dank. Bis zum nächsten Mal ihr Polizisten!

Infos und Rekrutierung unter:
www.wendlandclown.twoday.net
beaclown@online.de
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